Viele Rastatter sind schon an der unscheinbaren Eisentür am Wohnhaus gegenüber des Hilberthofes vorbeigeangen, nicht ahnend das sich hier die unterirdische Welt der Bastion 27 zu eröffnen beginnt.
Nachdem man gebeugten Hauptes (die Tür ist sehr niedrig) mehrere Stufen hinabgegangen ist ,befindet sich der Besucher im Eingangsbereich der „Inneren Karlsruher Thorwache“: Vermauerte Schiessscharten lassen erahnen, dass die Sicherung des Zuganges zur Festung oberste Priorität war. Bild- und Fotodokumente an den Wänden zeigen anschaulich die Mächtigkeit dieser Anlage
Der
Weg in die Tiefe führt über eine steinerne Wendeltreppe, deren
seitliche Ausmauerung aus massiven Sandsteinen besteht. Im
Untergeschoss angekommen, begibt sich der Besucher nach links in die
inneren 2 Kellerkasematten. Diese hohen Räumlichkeiten besitzen weder
Schiessscharten noch Fenster .Nur an der Decke befinden sich
Belüftungsschächte und an der Innenwand eine große quadratische Öffnung
im oberen Bereich.
In diesen Räumen mag es gewesen sein, wo man
mehrere pommersche Soldaten zu ihrer Freude einfach vergaß. Das kam so ;
1866 war der preußisch – österreichische Krieg ausgebrochen und den
Besatzungen von Rastatt wurden befohlen, sich sofort aufzumachen , sich
in Richtung Böhmen zu begeben und dort an den Kämpfen teilzunehmen. In
ihrer Eile vergaßen die Preußen mehrere im „Bau“ sitzende Soldaten. Das
Tragische an der Schlacht bei Königgrätz war, dass die Rastatter
Soldaten der Preußen und der Österreicher dort gegeneinanderstanden und
aufeinander schossen. Die „vergessenen“ Soldaten haben auf jeden Fall
überlebt !
Eisengittertor
Der Besucher verlässt die inneren Kellerkasematten und
wendet sich nach links, um durch eine Eisentür die Poternengalerie zu
betreten. Der sehr hohe Gang, 1.60 m breit
mit seiner gewölbten Decke zeigt beeindruckend, wie man sich damals die
Verteidigung einer Festung vorstellte. Rechter Hand ist die mächtige
innere
Mauer gleichmäßig mit Schiessscharten für Gewehre versehen um einen
eingedrungenen Feind schon in der Poterne bekämpfen zu können. Am Ende
des Ganges befindet sich auch der einzige Zugang zu diesem Festungsteil.
Nach dem Passieren der 1.60 m starken Mauer, welche durch eine starke Eisengittertür verschlossen werden konnte, betritt man die sogenannte Poterne. Dieser 3.50 m breite und 15 m lange, mi
t
Gefälle versehene Gang unterquerte den Festungswall und ermöglichte es
den Verteidigern einen Ausfall zu machen und im Festungsgraben den Feind
zu bekämpfen.
Es war eben die Zeit, in der man noch mit Eisenkugeln schoss, mit Sturmleitern die Wallmauer bezwang und mit Säbeln aufeinander einschlug. Innerhalb der Poterne entdeckt der Besucher in beiden Wänden breite, tiefe gemauerte Einkerbungen zum Einlegen von Balken. Diese, den Gang sperrenden Hindernisse sollten einen eingedrungenen Feind das weitere Vordringen erschweren. Der Raum mit dem Ausfalltor ist ringsum mit schmalen Schiessscharten versehen um im Falle eines Angriffs den Feind auch innerhalb der Festung bekämpfen zu können. All dies ist aber nie zur Ausführung gekommen, denn die Festung Rastatt ist nie von den Franzosen belagert worden. Die einzige Belagerung war vom 01.Juli 1849 bis zum 22.Juli 1849 und zwar durch die Preußen. Doch das ist eine Geschichte für sich.
Latrine
Bevor
wir diesen Anlagenteil verlassen ,sehen wir noch die verschüttete
Wendeltreppe welche es den Soldaten ermöglichte auf den Festungswall zu
gelangen. Trümmerstücke von 1 m Durchmesser und mehr blockieren den
Aufgang, welche bei der Zerstörung der darüber befindlichen Carl – Franz
-Halle im Jahr 1945 im Treppenhaus nach unten fielen. Wir kehren
wieder zurück in die Poternengalerie und betreten einen kleineren Raum
an dessen Ende eine Sitzanordnung zu sehen ist, an der unschwer zu
erkennen ist, dass es einmal eine Latrine war. Ja, auch das gehört zu einer Festung mit Tausenden von Soldaten.
Zurückgekehrt
in den Vorraum, öffnen wir eine weitere Stahltür und betreten die
sogenannte CAPONIERE 27.Diese reine Geschützstellung mit ihren 12
Kanonen lag wie ein Sperrriegel quer im Festungsgraben und sorgte dafür,
dass dieser feindfrei blieb. Leider verblieb uns nur noch 1/3 von
dieser Anlage, den bei Ausbau der
Bismarckstrasse wurde dieser Bau geschleift, d.h. abgetragen um eine direkte Verbindung zur Strasse Zur Ludwigsfeste herzustellen. Dieser Rest von einer Halle mit seinen imposanten Ausdehnungen von 9 X11 m und jetzt noch noch sichtbaren 2 Geschützpforten zeigt am besten die ursprüngliche Verteidigungsstrategie der damaligen Ludwigsfeste. Wir steigen die steinerne Wendeltreppe wieder nach oben, öffnen das eiserne Türchen und befinden uns sofort im Verkehrslärm der jetzigen Zeit.
Nichts deutet mehr darauf hin, dass sich unter uns ein beeindruckender Teil Rastatter Geschichte befindet, welcher über 100 Jahre das Leben der Einwohner beeinflusste und der Stadt ihren Stempel aufdrückte.
Man muss es gesehen haben